Der Prozess (F. Kafka)

(5 w, 10 m, 6 Dek.)

Inhalt

An seinem 30. Geburtstag wird der Hauptperson Josef K. eröffnet, daß er verhaftet und Anklage gegen ihn erhoben sei. Trotzdem könne er sein Leben wie bisher fortführen. Im weiteren Verlauf erfährt K. nie, welches Gericht ihn anklagt und welche Verbrechen es ihm zur Last legt. Ist K. zunächst bestenfalls amüsiert von den Vorfällen, misst er dem Verfahren nach und nach immer mehr Gewicht bei. Er sucht Hilfe bei Nachbarn, Dienstmädchen, Verwandten, Künstlern und Juristen, doch bleibt das Gericht für ihn immer unerreichbar. Am Vortag seines 31. Geburtstags wird K. von zwei Gerichtsdienern hingerichtet.
"Der Prozeß" ist wahrscheinlich das faszinierendste und verstörendste Werk von Franz Kafka. Zu Recht wird es von vielen Kritikern als der wichtigste Roman des 20. Jahrhunderts angesehen. Spätestens bei der Frage "Was will der Autor uns damit sagen?" wird deutlich, warum. Jeder Satz, jedes Wort scheint eine tiefere Bedeutung zu besitzen. In der Tat gibt es zu kaum einem anderen Werk so viele Interpretationsversuche wie zum "Prozeß". Und kaum ein Werk hat sich bis heute erfolgreicher diesen Versuchen widersetzt. Ist es wirklich so düster und fatalistisch, wie man beim Lesen meint? Kafka selbst hat, wenn er Teile aus dem "Prozeß" vorgelesen hat, oft lauthals gelacht.

Bearbeitung

Wie nähert man sich solch einem Werk? Wenn man seine Tagebücher und Briefe liest, kommt man zu der Erkenntnis, daß Kafka immer in dem Spannungsfeld stand zwischen dem inneren Drang, schreiben zu müssen und dem ewigen Zweifel, Minderwertiges zu schreiben. Läßt sich das Werk "Der Prozeß" überhaupt von dem Menschen Kafka trennen? Für mich selber habe ich die eindeutige Antwort gefunden: Jein. Der Roman schafft - trotz oder gerade wegen der eher sachlichen Sprache - im Kopf des Lesers unheimlich eindrucksvolle Bilder. Diese Bilder gehören meiner Meinung nach unbedingt auf eine Bühne. Soweit ist das Werk allein als Grundlage ausreichend. Andererseits gibt es eine Reihe von Briefen und Tagebuchnotizen Kafkas, die sich so perfekt in diese Bilder integrieren, daß man kaum an Zufall glauben mag.
Bei meiner Bearbeitung habe ich versucht, den Roman - oder besser die dabei entstehenden Bilder - in den Vordergrund zu stellen. Eigene Textpassagen sind nur da hinzugefügt worden, an denen es für einen reibungslosen Spielfluß nötig war. Und an einigen wenigen Stellen, die mir passend erschienen, habe ich Teile seiner Briefe und Tagebucheinträgen eingefügt.

Dichtung ist immer nur eine Expedition nach der Wahrheit.
(Franz Kafka)

 

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